Norditalien Rundreise (2006)
Was macht man an einem Wochenende in Südtirol, wenn der Reisebus, der einen zu einem Tagesausflug nach Venedig bringen sollte, morgens einfach nicht auftaucht und man nach einer kalten Stunde Wartens lediglich die Auskunft erhält, dass da wohl was bei der Absprache zwischen dem Reise- und dem Busunternehmen falsch gelaufen ist?
Genau, man setzt sich zu dritt ins Auto und fährt ziemlich planlos Richtung Venedig drauf los. Zumindest haben wir uns das gedacht und los ging's.
Das erste, was man dabei merkt, ist, dass sich ein Europa-Straßen-Atlas im Taschenbuchformat dafür eher weniger eignet, weil man auf bis zu vier Seiten blättern muss um eine Straße nachvollziehen zu können. Also wieder runter von der Straße und an der nächsten Tankstelle eine große Straßenkarte für Italien gekauft. Weiter ging's.
Italien hat zwar Autobahnen, jedoch verlaufen diese nicht immer so geschickt wie in Deutschland, sind geschwindigkeitsbegrenzt und kosten zudem Geld. Nun gut, da wir auf dem Hinweg zusätzlich noch die eine oder andere größere Stadt anschauen wollten, nahmen wir Schnell- und Fernverkehrsstraßen. Dass letztere das Wort "schnell" zurecht nicht enthalten, merkten wir dann, als wir uns auf einer solchen befanden. Kurvig, eng uns steil kämpften wir uns quer durchs Gebirge. Die Aussicht war klasse, die nicht mehr als 500 Meter langen Städtchen entlang der Strecke waren interessant anzusehen und die Bushaltestellen gaben uns dann doch zu denken, wie hier denn bitte Busse durchkommen sollten. Als wir dann auf halber Strecke eine Gruppe gequälter Radfahrer trafen, konnten wir nur hoffen, dass sie wussten, was sie taten. Ein gewisser Grad an Masochismus gehörte bei ihnen dann wohl wirklich dazu.
Unsere erste Zwischenstation führte uns nach Vicenza. Wirklich spannend war diese Stadt nicht. Wir gönnten uns hier einen Snack auf dem Piazza dei Signori, der zwar sehr antik aussah, aber ebenso ausgestorben wirkte. Ein kleiner Spaziergang durch die Stadt offenbarte zwar einige ältere und deswegen wohl sehenswerte Bauten, jedoch konnten wir uns dafür nicht arg begeistern; die Stadt wirkte doch sehr leer und langweilig. Also weiter nach Venedig.
Nett ist dann, wenn dem Fahrer unterwegs einfällt, dass eine Freundin vor kurzem nach Padua gezogen ist, was auf dem Weg nach Venedig liegt. Ein paar kurze, überraschende Telefonate später trafen wir uns in der Mitte der Stadt, erhielten eine kleine Führung und machten es uns in einem Café gemütlich, wo später noch eine kleine musikalische Einlage in traditionellen Gewändern aufgeführt wurde.
Padua hat eine alte, aber sehr schicke und beliebte Universität. So ist es nicht verwunderlich, dass die Straßen sehr lebendig waren und einen gewissen Charme versprühten. Kleine Märkte, Musik, Tanz und Straßenkunst bildeten ein nettes Rahmenprogramm. Wir hatten Spaß in dieser Stadt und können Sie uneingeschränkt weiterempfehlen. :)
Das nächste große Ziel war nun wirklich Venedig. Das Auto kann man vor der Stadt in einem 11-Etagen-Parkhaus zum Wucherpreis von pauschal 20€ für 24h abstellen, auch wenn man nur ein paar Stunden bleiben möchte. Aber selbst da ist man froh, noch einen freien Platz zu bekommen. Egal, wir schnappten uns den nächsten Wasserbus, einen sogenannten Vaporetto, kämpften uns Stück für Stück bis nach vorne zu den Sitzplätzen vor und fuhren so eine Stunde lang von einem Ende Venedigs zum anderen und bestaunten so die Stadt vom Wasser aus. Als das Schiff wendete, ging gerade die Sonne über der Stadt als roter Feuerball unter. Die halbe Strecke fuhren wir so auch wieder zurück, bevor wir uns zu Fuß durch die engen Gassen schlängelten und Venedig mal abseits des hektischen Treibens kennenlernten. Mit Pizza und Wein ließen wir den Abend dann ruhig ausklingen.
Am nächsten Tag ging's dann noch weiter Richtung Süden, da wir es spontan auf San Marino abgesehen hatten. Drei Tage nach dem 0:13 gegen Deutschland wollten wir den Gegner doch genauer kennenlernen ;) Die älteste Republik der Welt besitzt lediglich eine Ausdehnung von 12km und hat rund 30.000 Einwohner. Das eigentliche Tourismuszentrum befindet sich am Ende der Stadt auf einer Anhöhe, die man am besten per Gondel erreicht. Oben angekommen begrüßen einen viele, viele kleine Geschäfte mit Kleidung, Düften, Spirituosen und Dekowaffen. Alles Zollfrei und damit günstiger als normal. Die kleinen Läden begleiten einen den gesamten Weg rauf zum Regierungspalast Palazzo Pubblico und den Burgen Guita, Montale und Fratta von denen man eine super Aussicht auf das Land oder auch die Adriaküste hat.
Apropos Adriaküste: Rimini ist nur einen Katzensprung von San Marion entfernt, sodass wir uns entschlossen dort mal eben ins Meer zu hüpfen. Das gestaltete sich jedoch weniger einfach als angenommen. Die Suche nach einem freien Parkplatz in der Nähe des Strandes gaben wir nach einer Weile auf und begnügten uns mit einer Tiefgarage. Der Anzahl der Autos nach schien jeder Strandbesucher an den Strand gefahren zu sein. Doch damit hatten wir die Anzahl der Menschen wohl leicht unterschätzt. Der Strand war proppenvoll. Liege an Liege. Sonnenschirm an Sonnenschirm. Dicke alte Bäuche, von denen sich die Haut vom dauerhaften in der Sonne liegen bereits löste, begrüßten uns am Strand von Rimini. Unerklärlich, wie man an einem solchen überfüllten Touristenstrand Urlaub machen möchte. Aber wir waren nun ja auch da, wollten aber nicht länger als die 10 Minuten im Wasser dort bleiben ... durften wir auch nicht! Ein Strandwart hatte und als Nicht-Nutzer der Liegen und Schirme ausgemacht und bat uns, welche zu mieten oder zu gehen. Einfach unfassbar diese Geldgier. Da wir es dort so oder so nicht länger ausgehalten hätten, waren wir auch schon wieder weg.
Da war es auch schon Spätnachmittag und eine ordentliche Rückreise stand bevor. Also ab ins Auto, die schnellste Strecke per Autobahnen ausgemacht und ab dafür. Auch wenn die Autobahnstrecke nicht sehr geschickt verlief, waren wir doch froh mit einem normalen Tempo und ohne Bergschleichwege, dafür aber mit etwas über 20€ Autobahngebühr weniger in den Taschen, wieder in Olang anzukommen.
Das Wochenende war wirklich klasse und eine solche Rundreise ist mit bestem Gewissen (und Straßenkarte ;)) eindeutig weiterzuempfehlen.